Der überwältigende Besuch unserer Veranstaltung im Bürgersaal und eine ganze Welle von Briefen an den Gemeinderat und den Bürgermeister zeigen...
, auf welch breite Ablehnung eine fast völlige Überbauung des „Mittelgewanns“ stößt und dass es einer Grundsatz-Erörterung zum künftigen Charakter unserer Gemeinde bedarf
Der „Bürgersaal“ im Rathaus-Dachgeschoss – an diesem Abend verdiente er, wie zuletzt bei der Veranstaltung zur Flüchtlings-Thematik, wirklich seinen Namen.
Dicht an dicht saßen und standen die Besucher bei dieser ersten gemeinsamen Veranstaltung unserer UBL-FDP/FWV-Fraktion und der OGL.
Auch Ratskolleginnen und –Kollegen von CDU und SPD waren da, beteiligten sich während der Veranstaltung selbst aber leider nicht an der Diskussion.
Nach der Begrüßung durch unseren Fraktionssprecher Hans Stahl und OGL-Nestor Gerd Brecht zeigte der UBL-Schreiber mit einer kurzen Lichtbilder-Einführung, was alles im Mittelgewann an Agrar-, Garten-, Streuobst- und Naherholungsflächen auf dem Spiel steht.
Auch gab es einen gerafften Überblick über Grüngürtel-schonendere Alternativen und etliche kleinere und sinnvollere Reserven für Wohnbebauung in beiden Ortsteilen. Thomas Hoffmann von der OGL ging auf den Flächennutzungsplan von 2006 ein und auf die landesweite Zielsetzung einer künftig noch weit konsequenteren Drosselung des Flächenverbrauchs.
Denn immer noch werden in Baden-Württemberg Tag für Tag mehr als fünf Hektar Land überbaut. In der anschließenden Frage- und Diskussionsrunde gab es zum einen viel Kritik an der Absicht von Bürgermeister Michler und der CDU, Tatsachen zu schaffen ohne vorhergehende Bedarfsanalyse, ohne offene und gründliche Erörterung von Gewinn und Verlust für die Gemeinde sowie für die Einwohnerschaft durch ein solches, über 20 Fußballfelder großes Baugebiet an der Peripherie.
Längst nicht nur die direkten Anwohner äußerten ihre Sorge um das teure Opfer an Naherholungsflächen und um den schwindenden ländlichen Charakter Edingen-Neckarhausens im Ballungsraum zwischen den Großstädten. Auch wurde bezweifelt, dass im „Mittelgewann“, wo die Gemeinde kaum eigene Flächen hat, Familien auch mit schmalerem Geldbeutel zum Zuge kämen.
Das Gros der Grundstücke werde wohl zu Höchstpreisen an Betuchtere gehen.
Es gab aber auch Wortmeldungen von jungen Eltern, die beklagten, in Edingen schon seit längerem vergeblich nach einem Bauplatz zu suchen.
Entsprechend gebe es durchaus Familien, die deshalb weggezogen seien oder dies erwögen. Hingegen versicherte wiederum eine junge Mutter, dass sie und ihr Mann mit ihren drei Kindern – ebenfalls nach längerer Suche - ganz bewusst im Ortsinneren geblieben seien und sich hier ausgesprochen wohl fühlten.
Mehrfach bedauert wurde an diesem Abend, dass der Bürgermeister nicht gekommen war, und dass sich auch von jenen Gemeinderäten, die das große Baugebiet befürworten, niemand äußerte.
Umso größer war der Beifall, als sich ein älterer Herr aus Neckarhausen zu Wort meldete, sich als Mitglied der CDU vorstellte und dann Kritik an den Mittelgewann-Plänen seiner Partei übte.
Bürgermeister Michler sei hier als Neuling in der Gemeinde nicht gut beraten.
Für die gestrige Ratssitzung hatte Michler das Abstecken des Bebauungsplans ja nach der erreichten Vertagung im Juni, prompt wieder auf die Tagesordnung gesetzt.
Ob indessen die breite Kritik daran sowie unsere Anträge auf eine vorhergehende Grundsatzdebatte und ein Fachgutachten über Wohnbedarf und Optionen in der Gemeinde fruchteten, stand zu Redaktionsschluss leider noch in den Sternen. (SKV)