Die von Bürgermeister Simon Michler und der CDU beabsichtigte Wohnbau-Überplanung von rund zehn Hektar...

Acker- und Gartenfläche zwischen Schillerring und Ergelweg war ja gestern Thema in der öffentlichen Ratssitzung. Wie bereits klar gesagt, sind wir seitens der UBL gegen einen solchen Schnellschuss, für den die Befürworter zwei Gründe anführen: Die Gemeinde brauche neue Flächen für Bauwillige, und sie brauche mehr Einwohner, da diese der Kommune Geld brächten. Beide Argumente aber sind in punkto großes Neubaugebiet zu hinterfragen. Denn erstens gibt es noch andere Flächen für zusätzlichen Haus- und Wohnungsbau, jede einzelne zwar deutlich kleiner, dafür städtebaulich u.E. weit sinnvoller und in der Summe sicher ebenfalls effektiv und lohnend. Zudem greift die Formel „Mehr Einwohner bringen mehr Geld“ zu kurz. Denn die Gemeinde muss ja auch die entsprechende Infrastruktur bereit stellen. Bei zusätzlichen 600 Mitbürgern, so die Zahl auf der CDU-Hauptversammlung, käme da allein im – ohnehin schon enorm teuren – Bereich Kitas und Kindergärten noch ganz schön was dazu. Übrigens gehört der Gemeinde im „Mittelgewann“ kaum ein Streifen Land; da wäre durch Bodenverkauf nichts zu „verdienen“, lediglich per Umlageanteil. Auch sonst ist mit Blick auf Neubaugebiete gut überlegt vor zu gehen: Unsere Ortskerne verwaisen immer mehr. In wie vielen Häusern, wo früher ein oder zwei Familien lebten, wohnen jetzt noch ein oder zwei Personen! Enorm viel Wohnraum steht da leer, ein Potential, das unbedingt berücksichtigt werden sollte. Wir haben nach dem Grundsatz Sanierung vor Neubau angeregt, den Bestand an leer stehenden Wohnungen zu ermitteln und den Bürgern Hilfestellung und Förderung für Umbauten und Umnutzungen zu geben. So käme wieder mehr Leben in die Orte, die Wege zum Einkauf und zu Terminen und Veranstaltungen im Ort wieder kürzer, der Quellverkehr würde abnehmen. Bei jedem neuen Wohngebiet an der Peripherie ist das Gegenteil der Fall. Ganz zu schweigen vom Verlust an Natur- Kultur- und Naherholungsfläche. Der Grüngürtel um Edingen-Neckarhausen ist in den letzten Jahrzehnten schon drastisch geschrumpft. Hier ohne Not zehn weitere Hektar zu opfern, wohl gemerkt mit die besten Ackerböden Edingens und dazu zahlreiche alte Streuobstgärten, wäre ein Hau-ruck auf Kosten der Lebensqualität und des ländlichen Charakters unserer Gemeinde zwischen den Großstädten. Und wenn wir uns selbst immer weiter zum Gemarkungsrand, also Richtung Stadtgrenze Mannheim und Heidelberg ausdehnen, tragen wir aktiv dazu bei, mehr und mehr im Weichbild des Ballungsraums geschluckt zu werden. Last not least ist es uns schleierhaft, wie die Verwaltung neben all den angestauten, begonnenen oder projektierten Aufgaben ein zusätzliches großes Wohngebiet stemmen will. Seit Jahren konnte stets nur ein Bruchteil dessen, was im Rat beschlossen wurde, auch realisiert werden – meist mit Hinweis auf die viele Arbeit und die dünne Personaldecke gerade im Bauamt und Bauhof. Da ist es sicher keine Schwarzmalerei, dass längst beschlossene und wichtige Vorhaben wie Neckarhausen-Nord nebst Umsiedlung der betroffenen Vereine, die neuen Kindergärten und Kitas, die Neckarweg-Verbesserung, der zweite Abschnitt der Pestalozzi-Schulsanierung und vieles mehr darunter leiden würden. (SKV)