Für gut eine Million weniger hat die Gemeinde gerade den neuen Kindergarten „Martin Luther“ gebaut.

Jüngst wurde er eingeweiht, und alle waren des Lobes voll, wie gut das Ganze gelungen ist. Der Zeitrahmen wurde eingehalten, der Kostenrahmen ebenso. „Wir würden gerne wieder mit Ihnen bauen“, versicherte Bürgermeister Simon Michler bei der Begrüßung den Architektinnen von „Hort und Hensel“. Nicht umsonst hatten sich Gemeinderat und Verwaltung vor der Auftragsvergabe zwei Kindergärten genau dieses Typs in Mutterstadt und in Schifferstadt angesehen und vor Ort ebenfalls von den Kommunen wie von den Kiga-Teams durchweg Positives gehört. Umso unverständlicher war es, dass 2016 im Gemeinderat die damalige Große Koalition aus CDU und SPD trotz rundum guten Gelingens am Amselweg demonstrativ Nein sagte zum bewährten Grundsatz: „Never change a winning team!“ Stattdessen setzten die Christ- und die Sozialdemokraten für einen künftigen weiteren Kindergarten im Gemeindepark gegen die UBL, die OGL und den Bürgermeister einen Architekten-Wettbewerb durch. Für diesen Wettbewerb wurde wohl Gruppenzahl und anderes vorgegeben, leider jedoch kein Limit an Parkfläche, die zum Opfer fallen darf, geschweige denn eine Kostengrenze. Resultat: Es siegte – mangels besserer Vorschläge– eine Bungalowlösung, die viel mehr Platz bräuchte und aufwendiger zu dämmen wäre als eine zweigeschossige Version und obendrein gut eine Million teurer würde als der neue Amselweg-Kindergarten. Nun soll eben dies eilig voran getrieben werden. Und das, wo gerade zusätzlich der „Neckarkrotten“-Kindergarten hinter der Pestalozzi-Schule eröffnet wurde. Ein Miet-Provisorium zwar, aber was für eins! Einrichtung und Ausstattung auf neuestem Stand, jede Menge Platz für fünf Gruppen nebst etlichen zusätzlichen Räumen, draußen ein eingezäuntes Freigelände mit Rollrasen… „Am liebsten würden wir ganz da bleiben“, schwärmten denn auch Kiga-Leitung und Erzieherinnen bei der Einweihung. Die SPD verband ihr Lob im Rat mit dem Hinweis, dass sie just an dieser Stelle schon gern den „Martin-Luther“-Kindergarten gehabt hätte. Jetzt hauruck den halben Gemeindepark zu überbauen, obwohl in beiden neuen Einrichtungen noch erhebliche Kapazitäten frei sind, wäre u.E. wirklich übereilt. Zumal in Neckarhausen gerade der „Wawuschel“-Kindergarten einen weiteren Gruppen-Anbau erhalten hat, der Edinger „St. Martin-Kindergarten“ groß umbauen und um eine Gruppe erweitern will, und auch der Neckarhäuser „St. Andreas“-Kiga bezüglich Umbau oder gar Neubau angeklopft hat. Ferner liegt seit vielen Jahren im Wohngebiet „Hinter der Kirche“ in Edingen ein Grundstück für einen zusätzlichen Kindergarten brach. Es würde nach heutigen Standards zwar nur für zwei, maximal drei Gruppen reichen, wäre aber groß genug für eine Kleinkind-Tagesstätte – und prädestiniert für die bereits angedachte Erweiterung des „Vogelnests“ ganz in der Nähe. Das würde Krabbelkind-Plätze in den anderen Einrichtungen frei machen für Drei- bis Sechsjährige, und zwar nach dem 1:2-Schlüssel für doppelt so viele! Überhaupt: Die vorliegenden Bedarfszahlen erscheinen uns sehr wachsweich, und die Gemeinde hat millionenschwere Aufgaben zu stemmen – da lasst uns Maß halten! (SKV)