Neubaugebiet „Mittelgewann“ als zentralem Punkt wird wohl noch lange in Erinnerung bleiben …

…sowohl den Ratsmitgliedern, als auch Bürgermeister Michler und den andern Vertretern der Verwaltung, denn die Sitzung dauerte annähernd acht Stunden, von 18 Uhr am frühen Abend bis fast 2 Uhr in der Nacht! Die drei Referenten von auswärts, die nolens volens bis zu ihrem jeweiligen Tagesordnungspunkt im Mammut-Pensum dieses Abends etliche Stunden ausharren mussten, kennen jetzt für den Kollegen-Plausch über ihren Berufsalltag ebenfalls eine Story der zweifelhaften Art mehr.
Und erst recht dürften die rund 100 Besucherinnen und Besucher, die dieser öffentlichen Sitzung beiwohnten, noch lange an deren Verlauf denken.

Und ans Resultat.
Das nämlich lautet zum „Mittelgewann“ durch die Mehrheit von CDU, SPD, Einzelgemeinderat Uli Wetz und Bürgermeister Michler: Die ganzen 15 Hektar bis zu unserer Gemarkungsgrenze am Ergelweg werden für einen Bebauungsplan abgesteckt.
Über 10 Hektar davon sollen – so jedenfalls der Wunsch der Befürworter – möglichst zügig bebaut werden; der Rest ist als Ausgleichs-Fläche vorgesehen.
Wobei wir seitens unserer Fraktion anfragten, inwieweit auf diesen gut vier Hektar mit besten Ackerflächen und mit Streuobstgärten voller für den Artenschutz unersetzlicher alter Bäume, überhaupt eine wirkliche ökologische Aufwertung möglich wäre – sprich, ob das Gebiet für den geforderten „Ausgleich“ überhaupt reicht.
Hier wurden wir mit einem sinngemäßen „Das wird man noch sehen“ vertröstet, genau wie etliche Einwohner auf ihre kritischen und besorgten Anfragen eingangs der Sitzung.

Über eineinhalb Stunden zog sich allein diese Fragestunde der Bürger hin.
Der Bürgermeister versuchte gleich mal die Flucht nach vorn, indem er zahlreiche potentielle Fragen zu seinem „Mittelgewann“-Vorhaben auflistete, auf die er später in einem Statement eingehen werde.
Nur ist eben eine solche Fragestunde nicht dazu da, dass die Bürger auf ihre Fragen verzichten und hoffen, dass später im Antwort-Katalog des Bürgermeisters für sie was dabei ist.
Auch hatte Michler im Vorfeld auf etliche Briefe von kritischen und besorgten Bürgern pauschal vertröstend zurück geschrieben, dass es am Ende dieser Sitzung keine offenen Fragen mehr geben werde.

Das Gegenteil war der Fall.
Ebenso wenig stimmte seine Aussage, entweder man wolle das „Mittelgewann“ –Baugebiet im Ganzen, oder aber man wolle „nichts“.
Wir hatten ja schon bei unserem gemeinsamen Info- und Diskussionsabend mit der OGL die vielen kleineren Optionen und schlummernden Reserven für Wohnbebauung aufgezeigt.
Auch steht unser Ja zu einer abrundenden kleinen „Mittelgewann“-Lösung jenseits der Schillerstraße.
Später begründete Michler die Groß-Version lediglich mit einem Kostenvorteil gegenüber mehreren kleineren Baugebieten.

Angesichts der Fülle an Fragen und der vielstimmigen Kritik an seiner Vorgehensweise äußerte Michler schon bei der Fragestunde sein Bedauern, unserer UBL/OGL-Veranstaltung nicht mit entsprechender Information und Miteinbeziehung der Einwohnerschaft zuvor gekommen zu sein.
Sprach´s, und zog prompt erst recht an den Bürgern vorbei die Abstimmung über die 15-Hektar-Bebauungsplans-Abgrenzung durch.
Unser Antrag, zuvor eine grundsätzliche Debatte zu führen, wo unsere Gemeinde mit der künftigen Wohnbebauung eigentlich hin will, wurde von der großen Mittelgewann-Koalition abgelehnt.
Dem zweiten UBL-Antrag nach einer Fach-Analyse des tatsächlichen Wohnraumbedarfs und nach Potentialen stimmten dann Alle zu – für hinterher!
Sprich: Im Juli mit Hinweis auf großen Bedarf und die angebliche Alternativlosigkeit das Baugebiet „Mittelgewann“ beschließen, und im Herbst den Fachmann nach dem tatsächlichen Bedarf und sich bietenden Alternativen fragen.
Das ist klasse!

So schafft man eilig Tatsachen, bevor eine Grundsatzdebatte, eine gründliche Vorbereitung, das Mit-Einberechnen aller Folgekosten und überhaupt genaues Abwägen von Für und Wider, ökologisch, städtebaulich, verkehrsmäßig und sozial-gemeinschaftlich ein nicht erwünschtes Ergebnis bringen könnten: Nämlich, von diesem bitteren Opfer an Grünfläche besser abzusehen. (SKV)