Der sogenannte „Radschnellweg Heidelberg-Mannheim“ ist ein guter Schritt
Richtung Mobilitätswende; die Bezeichnung aber ist trügerisch
Erwartet groß war vorige Woche das Interesse an der Info-Veranstaltung des Regierungspräsidiums (RP) Karlsruhe zu diesem „Pilotprojekt“.
Nicht überraschend auch, dass beim Ortstermin am Bahnhof Edingen nebst Teilbegehung des geplanten innerörtlichen Abschnitts entlang der RNV-Lini 5 vor allem Anwohner und Anlieger Sorgen und Kritik vorbrachten.
Schließlich wären beide Varianten, die Nutzung der Straße bzw. des Wegs südlich der Gleise, wie auch alternativ eine Umgestaltung der Goethestraße zur „Fahrradstraße“ mit Auswirkungen und teils Einschränkungen dieser multipel genutzten Verkehrswege verbunden.
Doch war bei der Grundsatzentscheidung des RP für die Kombi-Variante durch HD-Wieblingen, Edingen-Neckarhausen, Ilvesheim und MA-Feudenheim mit ausschlaggebend, die Radweg-Trasse direkt an bzw. durchs bewohnte Gebiet zu führen, um, wie es hieß, möglichst viel „Potential“ an zusätzlichen Rad-Nutzern entlang der Strecke zu generieren. Wobei, wie man uns zustimmte, die Wenigsten den Umweg über die künftige Neckarbrücke machen dürften, sondern auf ihrer Fluss-Seite die Fortsetzung auf den vorhandenen Radwegen wählen werden - über Seckenheim nach Neuostsheim bzw. drüben über Ladenburg nach Neuenheim. Von besorgten Edinger Anwohnern gefordert wurde die Routenführung draußen über den Stangenweg. Doch der ist bekanntlich die „Pulsader“ für die örtliche Landwirtschaft, wie Ortsbauern-Vorsitzender Georg Koch beim Info-Termin erläuterte. Oft nutzen auch Landwirte von auswärts mit ihren großen Gespannen den Stangenweg statt der ohnehin stark belasteten Hauptstraße. Da dürfte eine gut abgestimmte Variante entlang der RNV-Bahnlinie wirklich sinnvoller sein.
Wobei die Bezeichnung „Radschnellweg“, so unsere Kritik beim Ortstermin, verkehrspolitisch zwar sicher prestigeträchtig, aber auch trügerisch ist. Suggeriert sie doch, dass die Strecke möglichst schnellem Radfahren dienen soll. Dies aber schafft bei Rennrad- oder Pedelec-Pendlern und anderen Tempo-orientierten Pedaleuren sicher falsche Erwartungen. Und bei den Anwohnern der innerörtlichen Abschnitte schürt der Gedanke an durchrasende Radler-Massen Sorgen und Ängste.
Dabei soll es hier nicht ums Highspeed-Strampeln, sondern um möglichst verzögerungsfreies Radpendeln gehen. Und da wird es de facto gerade auf den Innerorts- Abschnitten, wie die Planer dann auch im Rat erläuterten, auf einen „reduzierten Standard“ hinaus laufen. Sprich, der Straßenquerschnitt wird oft nicht die Breite bieten, wie sie für „Radschnellwege“ in Kombi mit Fußgänger- und Autoverkehr vorgesehen ist.
Hinzu kommen etliche neuralgische Punkte wie Bahnübergänge und Kreuzungen, auch mit den Kreisstraßen Grenzhöfer- und Friedrichsfelder Straße. Hier müsse man sehen, wie groß der Bremseffekt für die Radfahrer sei, hieß es seitens der Planer, die ihrerseits auch lieber von einem „Radkomfortweg“ sprächen. Beim Stichwort Unterführungen fragten wir nach, ob denn finanzieller Spielraum für solche kostenintensiven kreuzungsfreie Lösungen da wäre. Davon gehe er aus, versicherte der RP-Vertreter.
So rechne er mit einer Rad-Unterführung unter der A 5 bei Wieblingen hindurch – statt des Schwenks bis vor zur Heidelberger Straße und zurück. Auch fragte unser Fraktionsmitglied Dietrich Herold an, ob dieses Landesprojekt denn auch ganz vom Land bezahlt werde, oder ob am Ende Kosten an der Gemeinde hängen blieben. Nein, so das RP, die Finanzierung laufe komplett mit Landesmitteln nebst Bundeszuschüssen.
Freilich tun die betroffenen Gemeinden gut daran, korrespondierende Manahmen zu treffen. So regte „Linken“-Ratskollege Dr. Edgar Wunder richtiger Weise an, jetzt schon möglichst gute Anbindungen aus der ganzen Gemeinde an die künftige zwischenstädtische Rad-Verbindung in den Blick zu nehmen. Fazit: Dies wird ein Radweg, der zwar nicht ideal durch den hoch verdichteten Ballungsraum führen kann und auf allen Seiten Kompromissbereitschaft verlangt.
Aber, so unser UBL-Statement im Rat: Ein Umdenken zu weniger Autoverkehr muss kommen. Daher ist das Projekt zu begrüßen, zumal mit der gründlicheren Bürgerbeteiligung als bei Verkehrsvorhaben in der Vergangenheit. Abstimmen allerdings muss es das RP mit der Verkehrsproblematik „seiner“ L 637, „unserer“ Hauptstraße.
Dies lässt Verbesserungen für unsere Gemeinde und vor allem für die Anwohner erhoffen. Speziell wiesen wir auf die Ausweichsfunktion der Goethestraße im Falle von Sperrungen der Hauptstraße hin, was die Planer, wie sie beteuerten, noch gar nicht auf dem Schirm hatten (!)
Doch das ist wichtig, denn den ganzen Hauptstraßen-Verkehr inklusive der vielen LKWs im Fall der Fälle künftig über eine „Fahrradstraße“ umzuleiten, wäre der Mobilitäts-Salto rückwärts. (SKV)